Veranstaltungsreihe: Anarchistische Basics


Anarchismus (ASJ Bonn)
Samstag 01. Juni, 16:30 Uhr, Buchladen Le Sabot, Breite Str. 76, Bonn

„Der Anarchismus ist nicht eine Utopie, die im mutualistischen Modell Proudhons und Bakunins, im humanistischen Kommunismus der Ethik und der gegenseitigen Hilfe Kropotkins [..] endgültig Gestalt angenommen hat. Der Anarchismus ist eine Bewegung, die sich in unaufhörlicher Entwicklung befindet und die heute wie gestern die Fähigkeit besitzt, neue Formen anzunehmen, sich dem Marsch der Menschheit einzugliedern, alle neue Tatsachen zu verstehen und zu akzeptieren.“ (Federica Montseny in: Anarchici e Anarchia nel mondo contemporaneo, S. 50.)

„Was ist Anarchismus?“
Es ist völlig klar, dass eine solche Fragestellung jeden Rahmen sprengen muss. Da sich Anarchismus offenbar nicht als eine feste Theorie oder Ideologie begreifen lässt, ist es unmöglich eine Antwort zu geben, die der gesamten Breite der anarchistischen Theorie und Praxis in historischer Perspektive Rechnung tragen könnte. Es scheint sogar so, als müsse die Frage prinzipiell offen bleiben. Denn das ist nun gerade das, was der Anarchismus nicht ist: eine Antwort, eine Vorgabe, ein Rezept, ein Routenplan für das gute und freie Leben. Der Gestus gängiger politischer Theorien, notwendig wahre Antworten zu geben, ist das, was sie zu Ideologien macht. Anarchismus, als politische Theorie begriffen, ist im Gegensatz dazu, so etwas wie ein Frageverhalten. Eine Art von Zweiflerei aus Methode und Lust heraus. Die Angewohnheit nicht alles zu glauben, was andere sagen und nicht alles zu tun, was andere von einem verlangen. Der Anarchismus ist Kritik als Theorie und Praxis.

In diesem Sinne möchten wir im Rahmen der Veranstaltung auf Referate und frontale Belehrungen verzichten und stattdessen freies Denken und Gruppendiskussionen ermöglichen.
Wir wollen uns nicht beschränken auf Dinge, die wir interessant und diskussionswürdig halten, sondern (vor allem) auf persönliche Fragestellungen und Anknüpfungspunkte eingehen. Jede*r hat sich sicherlich schon mal mehr oder weniger intensiv mit dem Thema Anarchismus auseinandergesetzt und sich mit Fragen beschäftigt wie: „Was wäre wenn es keine Polizei mehr gäbe?“, „Ist der Mensch gut oder böse?“, „Muss eine Gesellschaft Gesetzte haben, damit sie funktioniert?“ „Warum will der Staat mir mein Gras verbieten?“

Solche und noch viele andere Gedanken sind es, die im Rahmen des geplanten Workshops besprochen und diskutiert werden könnten.

Uns ist es immens wichtig, dass während des Workshops keinerlei Hierarchien und Wettbewerbe entstehen. Deshalb versuchen wir die individuellen Wissensstände und Interessenlagen soweit zu berücksichtigen, dass keine*r Angst haben muss zu wenige Bakunin-Bücher gelesen zu haben (und auch keine Angst wenn du gar nicht weißt wer Bakunin ist.)

Ziel unserer Veranstaltung soll nicht sein euch irgendwelche Informationspakete zukommen zu lassen. Anarchismus in Paketen gibt es nicht. Er entsteht erst beim selber packen.

Dazu laden wir alle am 1. Juni 2013 ab 16:30 Uhr in den Buchladen Le Sabot (Breite Str. 76, Bonn) ein.

Syndikalismus (Rudolf Mühland)
Donnerstag 06. Juni, 19:30 Uhr, Limes, Theaterstr. 2, Bonn

Was ist eigentlich Anarcho-Syndikalismus?
Jeder von uns hat die Formel „Ein Angriff auf eine von uns ist ein
Angriff auf alle!“ schon mal gehört. Und ebenso haben wir alle schon oft
die Phrase von der „Solidarität“ vernommen. Aber was könnte die
wirkliche, praktische Bedeutung dieser und noch ein paar anderer
bekannter sozialistischer Schlagworte aus der ArbeiterInnenbewegung
sein? Rudolf Mühland geht diesen und anderen Fragen nach und gibt dabei
einen kleinen historischen Überblick über die Wurzeln des
Anarcho-Syndikalismus und seine Entwicklung vom 19 bis zum 21
Jahrhundert. Dabei legt er einen Schwerpunkt auf die heutige Freie
ArbeiterInnen Union (FAU-IAA) und ihre aktuelle Situation. So wichtigen
Fragen wie:

* Wie sind die Menschen innerhalb der FAU organisiert?
* Welche kurzfristigen, mittelfristigen und langfristigen Ziele
verfolgt die FAU?
* Wer kann mitmachen?

oder auch

* Wie steht die FAU zur Bertiebsratsfrage?
* Wie steht die FAU zu Tarifverträgen?

und viele andere Fragen mehr werden angesprochen. Nach dem Vortrag mit
Präsentation bleibt Zeit die aufgeworfenen Thesen zu diskutieren und
weiterführende Probleme zu erörtern. Anarchie und Strafe – zur Zukunft
des Knastsystems in der Anarchie „Freiheit für alle Gefangenen“ ist
sicherlich ein Slogan den alle politischen AktivistInnen kennen. Für die
ArbeiterInnenewegung und speziell für die Anarcho-SyndikalistInnen war
diese Parole immer mehr als nur ein Schalgwort. Seit beginn der
anarchistischen Bewegung und darüber hinaus noch in jeder Revolution
haben die Menschen „ihre“ Gefangenen immer wieder befreit oder sich
sonst wie für die Befreiung eingesetzt. ABER was sagen AnarchistInnen
zur Rolle der Gefängnisse in einer anarchistischen Zukunft? Wird es
keine „Verbrechen“ mehr geben? Werden die Menschen in totaler Harmonie
miteinander leben? Und wenn es doch noch „Verbrechen“ gibt, wie werden
die Menschen damit umgehen? Welche gesellschaftlichen Lösungen schweben
den AnarchistInnen vor? Der Vortrag wird einen Streifzug durch die
Jahrhunderte über den gesamten Globus unternehmen und die
Lösungsvorschläge in Theorie und Praxis der AnarchistInnen (nicht nur!!)
beleuchtet.

Anarchafeminismus (Friederike Pfaff)
Freitag 14. Juni, 20:00 Uhr, Uni-Hauptgebäude, Hörsaal 8, Regina-Pacis-Weg 3, Bonn

In den 1970er Jahren wurde der Begriff des Anarchafeminismus durch
Vertreterinnen des radikalen Feminismus in den USA geprägt. Manche sind der
Meinung, dass eine weitere Ausarbeitung des Anarchafeminismus noch ausstehe.
Die Referentin wird verschiedene historische und aktuelle Bezüge herstellen
und freut sich auf eine interessante Diskussion mit den Anwesenden, u.a.
auch darüber, was diese am (Begriff des) Anarchafeminismus anspricht.

Die Referentin ist seit über zwei Jahrzehnten in verschiedenen sozialen und
politischen Bewegungen engagiert und dem Anarchafeminismus verbunden.

Antinationalismus (Antifa AK Köln)
Dienstag 18. Juni, 19:00 Uhr, Limes, Theaterstr. 2, Bonn

tba

Klassenkampf (Basisgruppe Antifa Bremen)
Freitag 28. Juni, 20:00 Uhr, Uni-Hauptgebäude, Hörsaal 8, Regina-Pacis-Weg 3, Bonn

Da sich Kapitalismus und bürgerliche Gesellschaft nicht von jetzt auf gleich durch einen Aktionstag oder eine spontane Erhebung abschaffen lassen, sondern der Weg zur Emanzipation und befreiten Gesellschaft ein langer und schwerer wird, bedarf die Praxis libertärer Gruppen und Bündnisse einer langfristigen Strategie, welche in ihrer Analyse auf die Verhältnisse in ihrer Gänze zielt und darauf ausgelegt ist, diese von Grund auf und nachhaltig zu verändern.

Die Basisgruppe Antifaschismus (BA), organisiert im libertär-kommunistischen ums Ganze!-Bündnis, hat letztes Jahr, mit dem Zweck des Anstoßes einer solchen Debatte innerhalb der radikalen Linken, einen Entwurf für solch einen möglichen Strategieentwurf mit dem Titel „Die Kommunist*innen und der Klassenkampf“ vorgelegt. Der Text versucht das Verhältnis der libertären und antiautoritären Kommunist*innen zum Feld „Klassenkampf“ zu bestimmen und macht für dieses einen Strategievorschlag. Dabei erheben die Bremer*innen mit ihrem Text „nicht den Anspruch der Weisheit letzten Schluss gezogen zu haben, er ist vielmehr eine Einladung zur Diskussion“.

FdA – Was ist das? (Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen)
Freitag 05. Juli, 19:00 Uhr, Buchladen Le Sabot, Breite Str. 76, Bonn

Anarchistisch organisieren – Aber wie? Eine Vorstellung des synthetischen Föderalismus

Gründe sich als Anarchist*innen zu organisieren gibt es viele. Schon Ton Steine Scherben brachten es 1972 mit dem Song „Allein machen sie dich ein“ auf den Punkt. Kontinuierlich arbeitende Zusammenhänge bieten jedoch nicht nur individuellen Rückhalt, sondern auch eine Vielzahl von praktischen Vorteilen in der alltäglichen, politischen Arbeit. So können personelle und materielle Ressourcen gebündelt, die eigene Handlungsfähigkeit erhöht und funktionierende Gegenstrukturen geschaffen werden.

Ebenso zahlreich sind die organisatorischen Ansätze, die historisch und aktuell von Anarchist*innen erdacht und erprobt wurden und werden. Eine davon ist der synthetische Föderalismus. Die Grundidee dahinter ist es, durch den Zusammenschluss möglichst vieler, verschiedener anarchistischer Gruppen und Projekte eine handlungsfähige Organisation zu bilden, aus der perspektivisch Gegenstrukturen in verschiedenen Lebensbereichen erwachsen sollen. Ähnlich dem historischen „Anarchismus ohne Adjektive“ von Voltairine de Cleyre, oder dem heutigen, amerikanischen crimethInk.-Kollektivs, soll dabei auf eine Beschränkung auf bestimmte Themengebiete oder Aktionsfelder verzichtet werden, um in möglichst jedem Bereich des Lebens anarchistische Alternativen zu entwickeln.

Im deutschsprachigen Raum wird dieser Ansatz von der Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen (FdA) vertreten. In der Veranstaltung werden Vertreter*innen der FdA den theoretischen Ansatz und ihre praktische Arbeit präsentieren und im Anschluss zur Diskussion stellen.

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